Squid Game (2021)

Als wahrscheinlich letzter Mensch auf Erden hab ich dann auch mal die koreanische Hype-Serie SQUID GAME auf Netflix gesehen. Ich muss ja gestehen, dass ich ein wenig was anderes erwartet hatte. Tatsächlich dachte ich, dass diese Spiele in der Serie eine richtige TV-Show wären, mit Millionen von Zuschauern landesweit. Dieser Aspekt wird nur gestreift, es wird angedeutet, dass ein ausgewählter Kreis von Leuten sie wohl sehen können und im späteren Verlauf gibt es einige VIP, die auf den Ausgang der letzten beiden Spiele zu wetten scheinen, aber es nimmt nicht wirklich viel Raum ein.

Im Zentrum der Geschichte steht Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), ein ziemlicher Loser, der bei seiner Mutter wohnt und auf der Rennbahn sein Geld durchbringt. Seiner Tochter, die bei seiner Ex-Frau und ihrem neuen Mann lebt, ist er ein schlechter Vater. Die Nachricht, dass sie bald in die USA zieht, macht die Sache nicht besser. Da wird ihm angeboten, an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem es eine beträchtliche Menge Geld zu gewinnen gibt. Er wird betäubt und mit über vierhundert anderen Mitbewerbern, allesamt von der Verliererstraße des Lebens, auf eine Insel geschafft. Alle sind noch frohen Mutes, als sie bereits beim ersten Spiel feststellen müssen, dass das Ganze blutiger Ernst ist und Verlieren hier den Tod bedeutet. Der Teilnehmerkreis wird auf diese Weise alsbald dezimiert. Es bilden sich Gruppen unter den Teilnehmern, Gi-hun tut sich mit seinem alten Kumpel Cho Sang-Wo (Park Hae-soo) zusammen, einem gescheiterten Börsenmakler…

Die Spiele, die bei SQUID GAME gespielt werden, sind Kinderspiele, die die meisten der Teilnehmer noch aus ihrer Kindheit kennen. Die Arenen sind schön ausgestaltet, auch wenn der Show-Aspekt etwas zurückgeschraubt wird – es gibt keine Einspieler, es gibt keine richtigen Moderatoren, nur die Stimme des Spielleiter „Frontmann“ ertönt des Öfteren aus den Lautsprechern. Zusätzlich trägt das gesamte Personal Uniform und Maske, die je nach Rang mit einem Zeichen (Kreis, Dreieck oder Quadrat) gekennzeichnet ist. Auch unter ihnen gelten strenge Regeln. Natürlich geht es auch darum, das Mystery hinter dem Ganzen aufzudecken. Doch das ist nicht Sache der Spieler, die unter ständiger Beobachtung stehen, sondern geschieht in Handlungssträngen nebenbei. Allerdings wird es nicht in der Weise vorangetrieben, dass besonders Spannung dadurch aufgebaut würde. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Interaktion der Spieler, die zusehends immer weiter verrohen. Allerdings wird auch ein Großteil des menschlichen Dramas, das sich hier widerspiegelt eher oberflächlich abgehandelt. Genauso ist bei allem an den Tag gelegten Zynismus die Satire hier nicht besonders gewitzt. Dafür ist der Gewaltgrad, dem zynischen Treiben entsprechend, sehr hoch, Blut und Gedärme sind ständige Wegbegleiter der Spiele, ohne dabei aber allzu selbstzweckhaft in den Fokus gezerrt zu werden.

Ich habe auf Facebook oft gelesen, dass einigen Leuten das Schauspiel der koreanischen Akteure und Aktricen als zu übertrieben bemängelten und die Dialoge als unnatürlich. Zu ersteren kann ich nur sagen, dass mir da nichts negativ ins Auge gesprungen ist. Wer koreanische oder auch nur asiatische Filme an sich kennt, weiß, was einen da erwartet und vielleicht auch schon ein wenig, wie die anders ticken als wir in Europa. Das ist alles im grünen Bereich. Bei den Dialogen hab ich, wie ich es öfters mache, die deutschen Dialoge mit den normalen Untertiteln geschaut, um mal im Blick zu haben, wie sich die Dialoge unterscheiden. Im Deutschen wurde einiges den hiesigen Sprachgewohnheiten angepasst. Die höfliche Zurückhaltung der Koreaner und ihre eher präzise Ausdrucksweise, die nur in extremen Situationen übermäßige Emotionalität einfließen lässt, ging in vielen Dialogen verloren. Wahrscheinlich sollte man SQUID GAME doch lieber im O-Ton mit Untertiteln konsumieren.

Insgesamt hat mir SQUID GAME ganz gut gefallen, auch wenn die Grundlagen des Spiels und seine Hintergründe nicht vollständig ergründet werden (weil man sich u.a. auch eine Hintertür für eine Fortsetzung offen halten wollte). Die bunte Mischung aus Charakteren hält einen bei Laune, auch wenn die Tode, für meine Begriffe, nicht besonders mitreißen konnten. Wie schon erwähnt, war beim menschlichem Drama locker noch Luft nach oben. Etwas spannender hätte es auch sein dürfen. Ein wenig mehr Zweigleisigkeit in der Handlung, um das Mystery ausführlicher zu beleuchten, wäre für eine etwaige zweite Staffel wünschenswert. Ich würde sie sehen wollen, auch wenn SQUID GAME für mich kein ausgemachtes Programm-Highlight im Netflix-Portfolio darstellt. Ich verstehe, warum diese Thematik so viele Menschen anzieht, es spielt geschickt mit Wünschen, Träumen und der ewigen Neid-Debatte, und die Splattereinlagen sorgen für den gewünschten Schockmoment.

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