Diese Woche gab es eine Menge Trash und Exploitation, aber ich habe endlich auch mal den letzten Tarantino nachgeholt. Die Oscars sind ja jetzt auch nicht mehr weit. Eigentlich wollte ich auch ins Kino, um PARASITE und KNIVES OUT zu sehen, aber das musste ich leider, widriger Umstände wegen, verwerfen. Serien-mäßig ging es mit der dritten Staffel CHILLING ADVENTURES OF SABRINA weiter, die das hohe Niveau der vorangegangenen Staffeln tatsächlich zu halten vermag.
27.01.2020
PULVERFASS UND DIAMANTEN (Chrisian-Jaque, 1964)
Der französische Botschafter Jean-Luc Hervé de la Tommeraye (Jean Marais) führt an der Elfenbeinküste ein süßes Leben im Müßiggang, hält Liebschaften unter den Schönen und Reichen der Gesellschaft. Als eines Tages die süße Schmetterlingsjägerin Baby (Liselotte Pulver) dort eintrifft, um das Werk ihres unter mysteriösen Umständen ermordeten Kollegen, die Jagd nach einem seltenen Schmetterling, zu vollenden. Doch finstere Mächte interessieren sich für die angesetzte Expedition. Zuerst will ihn der Expeditionsleiter und Großwildjäger Renaud Lefranc (Philippe Clay), den er eher als Rivalen um Babys Gunst ansieht, um jeden Preis von der süßen Insektenforscherin fernhalten. Als dann aber ein geheimnisvoller Kult seine Herzensdame entführt, dämmert ihm, dass es um etwas ganz anderes als einen einfachen Schmetterling geht…
Solider, aber nicht besonders aufregender Abenteuerfilm von Routinier Christian-Jaque. Jean Marais wirkt als Schürzenjäger anfangs etwas deplatziert, aber wenn er in Action ist, passt’s schon. Liselotte Pulver ist sicherlich auch nicht die Idealbesetzung als falsche Schmetterlingsjägerin. Ansonsten schauen die bösen Jungs ordentlich böse drein, und für sehenswerte Stunts und turbulente Verfolgungsjagden ist auch gesorgt. Kann man sich als Fan solcher Eurocrime/spy-Abenteuer schon mal antun.
WILD BEASTS (Franco Prosperi, 1983)
Als ein Liebespaar im Auto von einer riesigen Horde Ratten überrascht und getötet wird, ruft der ermittelnde Polizist Braun (Ugo Bologna) den Tierarzt Rip Berner (Antonio di Leo) zu Rate, der aber auch zuerst ratlos scheint. Doch nicht nur die Ratten drehen durch, im Zoo fallen die Raubkatzen über ihre Pfleger her und die Tiere befreien sich aus ihren Gehegen und fallen in der Stadt ein. Als das Chaos losbricht befindet sich Berners Kollegin Laura Schwarz (Lorraine De Selle) gerade auf dem Weg zu ihrer Tochter, die in der Schule mit der Balletgruppe trainiert…
Prosperi gelingen hier einige beeindruckende Tier-Szenen, auch wenn sich dabei so manchem Tierschützer sicherlich die Nackenhaare aufstellen. Aber in welchem Film sieht man sonst Tiger in einer U-Bahn, Bären in einer Schule oder einen Geparden, der ein Auto jagt? Allerdings schafft es der ehemalige Mondo-Filmer nicht, dies alles in einen spannenden Film zu verpacken. Denn man bekommt kein Gespür für die Situation als Ganzes, es bleiben viele Fragen unbeantwortet: Wie lange dauert dieser Aufstand der Tiere? Oder wie viel Uhr ist es? Denn die Tochter von Laura, geschätzt 10 Jahre alt, ist schließlich noch beim Ballett und hat schon am Anfang des Films ihre Mutter angerufen (es war da auch schon dunkel), dass sie sie doch bald abholen möchte. Wenn es nur danach geht, erstreckt sich die Handlung auf vielleicht zwei bis drei Stunden. Wenn es aber um die Tiere geht und die Orte, an denen sie auftauchen, und das Chaos, das sie verursachen, dürfte es weit länger sein. Den Klamotten der Leute nach ist es nicht Winter, weswegen es sich um eine fortgeschrittene Uhrzeit handeln dürfte, wofür auch die nahezu menschenleeren Straßen in der Innenstadt sprechen. Man bekommt auf diese Weise kein Gefühl dafür, die ganzen Ereignisse in eine vernünftige Chronologie zu bringen. Und auch wenn man dies außer Acht lässt, stehen die meisten Szenen für sich alleine, so dass sich nur eine Abfolge denn eine kohärente Narrative und eine funktionierende Dramaturgie ergibt. Der Film bietet ohne Frage beeindruckende Szenen, die einen immer bei Laune halten, verspielt aber alle Chancen auf einen guten Tierhorrorfilm eigentlich komplett.
28.01.2020
THE FURIES (Tony D’Aquino, 2019)
Die beiden Freundinnen Kayla (Airlie Dodds) und Maddie (Ebony Vagulans) werden entführt und erwachen in einem abgesperrten Waldgebiet mitten im Nirgendwo. Schnell müssen sie feststellen, dass sie als Beute für maskentragende Psychos gedacht sind, die sie hier jagen und töten wollen…
Als bloße Aneinanderreihung von heftigen Gore-Szenen bietet er eben zu wenig davon, um 80 Minuten unterhaltsam über die Runden zu bringen. Die Story selbst versucht sich zwar in ein, zwei Twists, die einen jetzt auch nicht aus dem Hocker hauen, da sie zum einen ziemlich abstrus sind, und zum anderen wie mit dem Holzhammer reingeprescht werden. Das Ende lässt dann Raum für einen Nachfolger, suggeriert, dass dort Antworten kommen, die einem der Film schuldig bleibt. Sowieso ist das Storytelling eher schwachbrüstig und faul, weil vieles, was der Film behauptet, nie richtig belegt oder erklärt wird. Das stört spätestens dann, wenn der Film einem seine Kern-Ideen (auch die Psychos gehen manchmal aufeinander los, was seinen Grund hat) als originell und clever verkaufen will, es aber noch nicht einmal schafft, sich dies für mehr als zwei Szenen zunutze zu machen.
THE FURIES will eine Hommage an Slasher-Klassiker sein, derbe Effekt-Show und auch clevere Meta-Unterhaltung, überhebt sich dabei in eigentlich jeder Disziplin. Wenn man bei solch einen reduzierten Film geneigt ist zu sagen, hier wäre weniger mehr gewesen, dann ist wohl was faul im Staate Dänemark.
TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MR. X (Ernst Hofbauer, 1964)
Eine Mordserie bringt die Arbeit am Hafen in Antwerpen fast zum Stillstand. Zu Unterstützung des ermittelnden Inspektor Stoffels (Paul Löwinger) wird der britische Kriminalist Tim Frazer (Adrian Hoven) hinzugezogen. Doch eine erste Verhaftung beendet das Morden nicht…
Edgar-Wallace-Epigone von Ernst Hofbauer vor belgischem Setting. In der Hauptrolle darf Adrian Hoven als herrlich unbritischer Brite glänzen. Der Nebel wabert an jeder Ecke, aber so ein schönes Panoptikum schräger, verkommener Typen, wie sie eben nur die Wallace-Filme bieten, bekommt er nicht zustande. Ansonsten recht anständig gefilmt, mit einigen tollen Verfolgungsjagden zum Ende. Krimi-Fans sollten mal ’nen Blick riskieren.
PANTHER SQUAD (Pierre Chevalier, 1984)
Die Eroberung des Weltraums durch N.O.O.N., der New Organisation of Nations, wird durch die Terrorgruppe Clean Space, die eine Verschmutzung des sauberen Vakuums da draußen verhindern will, sabotiert und die Pilotin des aktuellen Raumfluges gekiddnaped. N.O.O.N. schickt nun seine beste Kraft, die Spionin Ilona (Sybil Danning), genannt „The Panther“. Zusammen mit dem Säufer Frank Bramble (Jack Taylor) soll sie die Terroristin Barbara (Karin Schubert) aufspüren und die Pläne von Clean Space vereiteln…
Schier unglaublicher Trash. Sybil Danning gibt den Action-Star, zuerst als Einzelkämpferin und dann als Anführerin einer schlagkräftigen Eingreiftruppe aus gutaussehenden Frauen in Bikinis. Allen ist gemein, dass sie schlecht Englisch sprechen und noch schlechter zuschlagen können. Das macht aber nichts, denn der Schnitt ist als hakelig zu beschreiben schon fast geschmeichelt. Man beweist auch nicht immer ein gutes Händchen in der Reihenfolge der Montage; da kann es schon mal vorkommen, dass Gegner Waffen in den erhobenen Händchen halten, die sie gerade noch brav niedergelegt hatten. Jack Taylor war wahrscheinlich die ganze Zeit über genauso besoffen wie sein Charakter, ein wahrer Method Actor! Als Bosley-Typ quittiert er alles, was Ilona macht, mit einem Achselzucken, um sich dann der nächsten Flasche zu widmen. Ja, der Film besitzt damit sogar gewollten Humor! Das ist eine lange vergessene Trash-Perle, die in 70 Minuten eh nicht langweilen kann, auch wenn das reicht, damit sich jedem langweiligen Cineasten die Nackenhaare sträuben. Aber richtig so, hier wird einfach mal auf die Kacke gehauen, auch wenn niemand weiß, wie jetzt genau.
LAYER CAKE (Matthew Vaughn, 2004)
Ein Drogendealer (Daniel Craig) arbeitet schon länger seinem Rentenplan zu. Der Auftrag seines Bosses Jimmy (Kenneth Cranham), einen verpatzten Deal zu kitten und dann auch noch die Tochter des Verlegers Edward Temple (Michael Gambon) zu suchen, bestärken ihn noch in diesem Gedanken. Doch erst einmal will das erledigt werden…
Slicker Brit-Gangsterfilm, der sich mal nicht bemüht, hip und cool zu sein, dabei nicht auf skurrile Typen und unglaubliche Situationen setzt, sondern spannend und nachvollziehbar, und dabei auch erfreulich wenig Haken schlägt. Craig macht sich wirklich gut als namenloser Koksdealer unter Zugzwang, großartig auch wieder Colm Meaney, der für solche Rollen geboren scheint. Am Ende ist der Film vielleicht sogar etwas zu aalglatt im Abgang, aber auch hier schimmert das Understatement gehobener britischer Filmkunst durch.
29.01.2020
THE GANGSTER, THE COP, THE DEVIL (Lee Won-tae, 2019)
Für den Polizisten Jung (Kim Mu-yeol) deuten mehrere Messermorde auf einen Serientäter hin. Von seinen Vorgesetzten wird der eigensinnige Ermittler aber nicht für voll genommen. Als auch der Gangsterboss Jang (Ma Dong-seok) von dem Unbekannten angegriffen wird und überlebt, bietet er dem verdutzten Polizisten seine inoffizielle Mitarbeit an. Unter der Vereinbarung, dass der, der ihn zuerst schnappt, über das Schicksal des Übeltäters entscheiden kann, nehmen sie die gemeinsamen Ermittlungen auf…
Mal wieder feines Thriller-Kino aus Südkorea. Der Film zieht natürlich einen Großteil seines Reizes aus seiner Konstellation, der Reibung, die sich durch die Zusammenarbeit der „Feinde“ ergibt. Natürlich geraten sie dabei oft aneinander und entdecken auf der anderen Seite auch Gemeinsamkeiten. Das ist jetzt alles nicht furchtbar originell, bietet aber ein paar nette Wendungen, ist durchweg spannend inszeniert und von den Hauptdarstellern gut gespielt.
30.01.2020
GUNS (Andy Sidaris, 1990)
Der böse Waffenschieber Juan Degas (Erik Estrada) will von Hawaii aus einige Waffen nach Südamerika verschieben. Doch dort die Bundesagentin Nicole (Roberta Vasquez) herumagentiert, will er sie vorsichtshalber umbringen lassen. Als das aber schief läuft, macht sich Nicole mit Kollegin Donna (Dona Speir) auf nach Las Vegas, um Degas zur Strecke zu bringen…
Solider Sidaris-Kracher. Es gibt leichtbekleidete Mädchen mit schweren Geschütz, natürlich darf auch der Raketenwerfer (dieses Mal im Mini-Format) nicht fehlen. Bösewicht Erik Estrada (CHIPS) gibt sich hier schön schmierig, an seiner Seite spielt ein junger Danny Trejo. Er schickt den Schönheiten u.a. zwei Transen-Killer und zwei Ninja. Wie immer bei Sidaris haben bei den Guten die Mädels die Hosen an, also im sprichwörtlichen Sinne, bei den Bösen die Männer, also hier auch wortwörtlich. Der ganze Spaß ist genauso blutig wie selbstironisch, Sidaris macht auch vor Slapstick nicht halt. Das ist noch ein wenig von dem Wahnsinn früherer Filme entfernt, den Sidaris in seinen ersten Filmen entfesselte, macht aber trotzdem viel Laune.
CREEPOZOIDS (David DeCoteau, 1987)
In der postnuklearen USA des dritten Weltkriegs schlägt sich eine kleine Gruppe von Deserteuren durch den sauren Regen, als man den Eingang zu einer unterirdischen Forschungsanlage findet. Anführer Jake (Richard L. Hawkins) hält es für eine knorke Idee, hier Unterschlupf zu suchen. Doch etwas ist faul im Staate Dänemark, und als Jake beim Frühstück seinen Denker Jesse (Michael Aranda) noch auffordert, etwas zu essen, weil sie seine grauen Zellen noch dringend brauche, bricht er in einem sabbernden Anfall tot zusammen. Jetzt ist guter Rat teuer, weswegen Dumpfnase Blanca (Linnea Quigley) und ihr Stecher, der tumbe Butch (Ken Abraham), lieber heute als morgen wieder auschecken würden. Doch Jake und auch Kate (Ashlyn Gere), die versucht, den durch Jesses Tod frei gewordenen Platz neben ihrem Leader auszufüllen, plädieren dafür, hier auszuharren. Möge es hier nun mutierte Riesenratten geben oder nicht…
Dumme Leute tun dumme Dinge. Und sie labern dabei sogar noch so viel Dünnpfiff, dass es auf keine Kuhhaut passt. Die Highlights des Films sind wirklich die haarsträubenden Dialoge, die die naiv-dämlich aufspielenden Darsteller von sich geben; allen voran Linnea Quigley, die anscheinend so viel Spaß an der Sache hat, dass man sie einfach nur liebhaben kann. Das Creature Design ist allerdings schrecklich, da die Viecher komplett unbeweglich sind, weswegen es schon recht hohl aussieht, wenn so eine Mutantenratten dem schreienden Butch am Arm hängt oder mal steif durch die Gegend geschleudert wird. Auch der fiese Obermotz am Ende erweist sich als einschläfernd hüftsteif, und leider ist dann auch niemand mehr da, der durch seine doofen Kommentare den Kampf von Jake mit dem Ding irgendwie aufwerten könnte. Da hilft auch nicht der bemühte Twist, der auch nur wieder zu einer weiteren unbeweglichen Puppe führt. Es ist schon komisch, dass ich wirklich andauernd an Matteis THE RIFFS III – DIE RATTEN VON MANHATTAN denken musste, und nicht an ALIEN. Zufall oder Absicht? Keine Ahnung. Ein guter Film sieht natürlich anders aus, schlechtes Script, schlechte Darsteller, schlechte Dialoge und miese Monster – was will man erwarten, wenn DeCoteau und Band einen Ripoff-Walzer aufs Parkett legen. Als depperter Trash ist CREEPOZOIDS aber zumindest 52 Minuten lang ziemlich amüsant.
DER GIGANT (Steve Carver, 1981)
Als sein Partner Dave (Terry Kiser) in einem Hinterhalt ermordet wird, schmeißt Drogen-Cop Sean Cane (Chuck Norris) hin. Daves Frau, die Fernsehreporterin Linda (Rosalind Chao), gräbt weiter in der Sache und muss genauso mit ihrem Leben bezahlen. Jetzt sieht Sean rot und nimmt mit der Unterstützung von Lindas Vater James (Mako) den Kampf gegen die Verbrecher auf. Er prügelt und tötet sich die Hierarchie des Drogen-Syndikats, hinter der chinesische Triaden stehen, immer weiter nach oben, immer weiter gen Morgan Canfield (Christopher Lee), dem Boss der Bande…
Da wird schon recht manierlich gekloppt und geballert, das war damals ja nicht selbstverständlich. Lustig ist auch, dass Norris mit James, dem Vater der ermordeten Linda gleichzeitig seinen Lehrer und Mentor an der Seite hat, der ihm als Running Gag nach jeder Prügelei erzählen darf, wie viel er noch zu lernen, obwohl er ja schon ganz gut sei. Christopher Lee hat leider nicht viel mehr zu tun, als Präsenz zu zeigen, und selbst das erledigt er hier eher lustlos. Genauso wird Richard Roundtree in der Nebenrolle als ehemaliger Vorgesetzter von Norris verschenkt. Der gute Chuck hatte wohl damals schon ein sehr egozentrisches Wesen, dass keinem anderen Star um ihn erlaubte, auch nur kurz aus seinem Schatten zu treten. Alles in allem lässt sich DER GIGANT als Action- & Gewalt-Spektakel früher Ausprägung schmerzfrei genießen. Allerdings lief Chucky-Baby ja erst mit dem Neo-Western MC QUADE DER WOLF, wieder unter der Regie von Steve Carver, richtig zur Hochform auf.
31.01.2020
KILL ME AGAIN (John Dahl, 1989)
Die schöne Fay (Joanne Whalley) heuert den heruntergekommenen Privatdetektiv Jack (Val Kilmer) an, um ihr dabei zu helfen, ihren Tod vorzutäuschen. Sie will so ihrem brutalen Freund Vince (Michael Madsen) entkommen, den sie nach einem überaus erfolgreichen Überfall auf zwei Mafia-Geldboten hinterrücks niedergeschlagen hat und mit der Beute verschwunden ist. Nach erfolgreicher Durchführung des Plans lässt sie Jack sitzen, und seine Probleme fangen damit erst an…
Schon in seinem ersten Film zieht John Dahl alle Register des klassischen Film Noir. Joanne Whalley ist die klassische Femme Fatale, Val Kilmer der zweitklassige Detektiv und Michael Madsen der brutale Gangster, der betrogen wird. Eigentlich ist dies für Noir-Fans ein durchgehendes Deja Vú-Erlebnis, die Anspielungen an Klassiker des Genres sind zahlreich, sei es in einzelnen Einstellungen oder Namen. Hätte der Film nicht auch noch einige nette Wendungen und den groß aufspielenden Madsen zu bieten, könnte man meinen, er sei vielleicht zu archetypisch. Doch Dahl bleibt auch dann immer eigenständig, wenn er zitiert, denn die Art, wie er das alles veranstaltet, offenbart schon eine eigenständige Handschrift, mit welcher er die Tugenden des Film Noir mit den modernen Spielarten des Krimis verbindet.
NAMELESS – TOTAL TERMINATOR (Avi Nesher, 1991)
Als Uhrmacher Eddy Kay (Michael Biehn) eine Frau und ihr Baby aus einem brennenden Haus rettet, zieht er nicht nur die Aufmerksamkeit der Presse auf sich. In der nächsten Nacht bekommt Eddy Besuch vom Ex-CIA-Schergen Mr. Brown (Billy Blanks), der ihm nach dem Leben trachtet. Als dies misslingt , stellt Col. Taylor (Richard Jordan) ein ganzes Killer-Kommando zusammen, um den ahnungslosen Mann zu jagen, der einst zur Killer-Maschine programmiert wurde. Eddy nimmt wegen seiner Gedächtnislücken Kontakt zu Dr. Anna Nolmar (Patsy Kensit), die nun mit ihm auf der Abschussliste landet…
Solider B-Reißer, in dem Biehn anfangs Mut zur Hässlichkeit beweisen muss; der trägt hier einen echt hässlichen Pullunder. Seine Fähigkeiten als Supersoldat sind eher down-to-earth, da hätte der Film gerne mehr auf die Kacke hauen dürfen, gerade bei dem Aufwand, die die Böswatze betrieben haben, um sein Gehirn zu waschen und zu bleichen (viele Traumsequenzen sind in strahlendem Weiß). Die Action ist straff und blutig. Die Kensit wurde mal wieder nur geholt, weil sie sich auch nackig macht. Der Cast der bösen Killer ist fein, neben Richard Jordan und Kampfsport-Ass Billy Blanks sind es durch die Bank bekannte B-Movie-Gesichter, zu denen man zwar nie ’nen Namen parat hat, aber sich immer wieder freut, sie zu sehen. Kann man sich mal geben.
01.02.2020
ONCE UPON A TIME… IN HOLLYWOOD (Quentin Tarantino, 2019)
Rick Dalton (Leonardo Di Caprio) hat sich vom TV-Star in den 50ern zum Filmstar hochgearbeitet und residiert in einer Villa in den Hollywood Hills. An seiner Seite stand immer sein Stuntman und bester Freund Cliff Booth (Brad Pitt), der inzwischen nur noch als sein Mädchen für alles fungiert. Doch Daltons Stern befindet sich im Sinkflug, er wird als Bösewicht in TV-Serien rumgereicht, und sein Agent Marvin Schwarz (Al Pacino) schlägt ihm sogar vor, einige Hauptrollen in Italien anzunehmen. Außerdem ist neben ihm der junge Regie-Star Roman Polanski (Rafal Zawierucha) mit seiner Frau Sharon Tate (Margot Robbie) eingezogen, und am Hollywood Boulevard treiben sich Hippie-Mädchen wie die junge Pussycat (Margaret Qualley) herum, die zur Kommune der Manson Family gehören, die auch ein Interesse an Daltons Nachbarn, den Polanskis, entwickeln…
Uff, der hat wirklich lange gebraucht, um mal in Fahrt zu kommen. Es dauert fast eine Stunde, bis mal etwas von Belang passiert. Di Caprios Rick Dalton ist anfangs einfach eine furchtbar uninteressante Figur. In dieser Zeit muss man sich halt damit begnügen, verschiedenen Leuten bei der Fahrt durch das schön hergerichtete Hollywood der späten 60er zuzusehen – wenn der Film nicht den Oscar für die besten Kostüme und das beste Set-Design bekommt, dann weiß ich auch nicht weiter. Darauf darf Di Caprio endlich an einem Film-Set voll in seiner Rolle aufgehen, und Brad Pitt besucht kurz mal die Mansion Family. Das sind beides wirklich großartige Szenen, die zum einen sehr vergnüglich, aber auch auf ihre Weise mitreißend sind. Zum Ende hin wird der Streifen in seinem Wahnwitz, der sich aus Tarantinos alternativer Realität des Jahres 1969 ergibt, dann auch ziemlich lustig, genehmigt sich sogar einen recht groben Zeitsprung, der einen ein wenig überrumpelt, aber durchaus zweckdienlich ist. Im Finale mussten wir wirklich laut loslachen. Nicht Tarantinos bester, weil streckenweise langatmig, aber ein schönes Stück Ausstattungskino mit gut aufgelegten Hauptdarstellern.
02.02.2020
DER WERWOLF (Paul Naschy, 1980)
Die Studentinnen Erika, Karen und Barbara reisen nach Ungarn, um das Grab der Gräfin Bathory zu besuchen. Dort begegnen sie einem mysteriösen Schlossherrn (Paul Naschy), der ein düsteres Geheimnis mit sich trägt – er ist der schon jahrhunderte alte Waldemar Daninsky, der dazu verflucht ist, bei Vollmond als Werwolf die Gegend unsicher zu machen. Als Erika dann die Lady Bathory wiedererweckt, will die mit ihren vampirischen Gespielinnen die Kontrolle über Waldemar und seine Kräfte erlangen…
Naschys Remake von NACHT DER VAMPIRE (1971) wirft zwar mit stimmungsvollen Sets – überall gibt es Spinnenweben, Nebel, verfallene Gemäuer und umherliegende Skelette – um sich, kann der Geschichte aber nichts relevantes hinzufügen. Und dazu spielen die gecasteten Damen weit hölzerner auf als ihre Vorgängerinnen 10 Jahre zuvor. Auch an Paul Naschy ist die Zeit nicht spurlos vorbei gegangen, und so gibt er, trotz weit weniger penetranter Rührseligkeiten als zuvor, eine noch traurigere Vorstellung ab. Aber es ist ein Naschy-Werwolf und damit schon sympathisch, und wenn man dazu noch so ein schönes Ambiente serviert bekommt, immer her damit!
MORBIDIA – DER TOD IST ERST DER ANFANG (Tony Leung Siu-Hung, 1993)
Während seine Frau im Krankenhaus der Entbindung harrt, erschießt Polizist David (Ray Lui) zwei Juwelenräuber, Geschwister, während deren älterer Bruder, Hung Long (Kwong Leung Wong), überwältigt werden kann. Im Krankenhaus hat Davids Frau Zwillinge geboren, ein Mädchen und einen Jungen. Beide tragen dort Geburtsmale auf dem Kopf, wo David die beiden Gangster tödlich getroffen hat. Mit der Zeit wird ihm gewahr, dass es sich um Reinkarnationen der toten Räuber handelt. Und dann bricht auch noch Hung Long aus dem Gefängnis aus…
Grimmiger Hongkong-Mix aus Krimi und Horror. Hat mit Logik nichts am Hut, wird aber flott vorangetrieben und mündet in einem brachialen Finale. Allerdings ist das Ende scheiße.
Kommentar verfassen