Wie auch beim Muttertags-Special beschäftige ich mich heute hier, anlässlich des Vatertags, mit einem Film, der nicht wirklich unbekannt sein dürfte. Die Rede ist natürlich von FATHER’S DAY, dem zweiten Langfilm der Kanadier von Astron-6, die hiermit gleichzeitig ihren Eintrag ins Tromaverse vornahmen.
Der Vatertag, in manchen Gegenden auch Herrentag oder Männertag, wird einzig in Deutschland an Christi Himmelfahrt, dem 40. Tag nach Ostern, begangen. In der Schweiz ist es der erste Sonntag im Juni, in Österreich der zweite. Weit verbreitet, u.a. in Ialien, Spanien und Portugal, ist als Datum auch der Josefstag am 19. März. In den skandinavischen Ländern begeht man ihn erst am zweiten Sonntag im November. Am verbreitetsten ist aber der dritte Sonntag im Juni, hier 29 Länder über den ganzen Erdball verteilt den Tag der Väter: so etwa China und Japan; das UK, Irland und die Niederlande; Argentinien und Paraquay; und auch die USA, Mexiko und Kanada. Aber das nur so am Rande…

FATHER’S DAY (2011)
Am FATHER’S DAY geht ein Killer um, der Väter tötet. Alles deutet auf den verrückten Serienkiller Chris Fuchman hin. Der alte, kranke Pfarrer O’Flynn schickt den jungen Priester John aus, um Ahab, ein Sohn eines Opfers von Fuchman, der schon vor Jahren versuchte, diesen zu töten, zu ihm zu bringen. Widerwillig begleitet Ahab, der als Einsiedler im Wald Ahornsirup herstellt, den unbedarften Geistlichen zurück in die Zivilisation. Dort sucht er erst einmal seine Schwester Chelsea auf, die im Stripclub seiner Ex-Flamme Sleazy Mary arbeitet. Das Wiedersehen fällt allerdings wenig erfreulich aus, weswegen Ahab mit dem Gedanken spielt, zu seinem Ahornsirup zurückzukehren.

Am Abend feiert Chelsea mit ihren Freunden Twink und Walnut in ihrer Wohnung, da taucht Fuchman dort auf und tötet Walnut. Ahab und Twink schließen sich zusammen, um Fuchman zur Strecke zu bringen. Als der Killer Vater O’Flynn tötet, schließt sich John den beiden an. Sie finden heraus, dass Fuchman die Inkarnation des Dämons Fuchmanicus darstellt und ein satanistischer Kult ihn dabei unterstützt, den mächtigsten Dämonen aller Zeiten zu erschaffen. Und dabei spielen auch Ahab und Chelsea eine entscheidende Rolle…

Team-up mit Troma
Das klingt jetzt wahrscheinlich nicht sehr spektakulär, denn ich habe noch gar nicht die kruden Gore- und Splatter-Effekte, den rüden Humor, die Grindhouse-Optik und das ausgelassene Overacting erwähnt, welches diese Exploitation-Parodie ausmacht. Die Kanadier von Astron-6, die 2009 mit dem komplett vor der Greenscreen entstandenen und auf 90er Video-Optik getrimmten MANBORG ihr Spielfilm-Debüt gaben, haben sich hier mit der New Yorker Kult-Schmiede Troma zusammengetan, die den Streifen produzierte. Kult-Produzent Lloyd Kaufman hat sogar einen Auftritt als Gott. Und tatsächlich ist FATHER’S DAY gespickt mit den für Troma typischen Geschmacklosigkeiten, die man im nächsten Film der Crew, der Giallo-Parodie THE EDITOR, nicht mehr finden würde.

Geschmacksunsichere, aber stimmige Parodie
Insgesamt ist es aber eine Mischung, die dem Thema, einer Slasher-Parodie um einen Vatertags-Killer, durchaus gerecht wird. Wir haben hier einäugige Priester, Kettensägen schwingende Stripperinnen, Inzest und Blasphemie, einen Satanskult und einen abschließenden Abstieg in die Hölle, also alles, was das Herz des Trash- und Exploitation-Fans höher schlagen lässt, des gemeinen Troma-Fans sowieso. Dazu kommen noch ein Comic-Vorspann und eingestreute Fake-Werbe-Trailer, wie man sie aus anderen Parodien oder auch Filme von Paul Verhoeven (ROBOCOP, STARSHIP TROOPERS) kennt. Auffällig ist, dass Astron-6 durchgängig bemüht ist, einen richtigen Film und nicht nur eine geschmacklose Nonsens-Parade, wie man sie von Troma oftmals serviert bekommt, abzuliefern. Interessant ist dabei, dass es eigentlich immer gelingt, die Unzulänglichkeiten der Produktion, wie die billigen Effekte und Rückprojektionen, in die Optik des Films so einzubauen, dass es durchgängig gewollt aussieht.

Nach gut einer Stunde findet ein Bruch in der Dramaturgie (ja, sowas gibt es hier) statt, und die ganze Chose wird fragmentarischer und teils recht psychedelisch. Das macht aber Sinn, da Ahab jetzt nicht mehr die menschliche Manifestation Fuchman jagt, sondern es auf den übernatürlichen Fuchmanicus abgesehen hat. Leider nimmt im folgenden die Gagdichte etwas ab, dennoch gibt es einige Kracher, die einen gut bei Laune halten. Insgesamt ist das letzte Drittel aber ein wenig mehr auf richtiger Horrorfilm hin konzipiert als die vorangegangene Genre-Parodie. Dreh- und Angelpunkt ist dabei das Schauspiel und das Charisma von Adam Brooks, der hier den Ahab gibt und auch in THE EDITOR wieder die Hauptrolle übernehmen sollte. Jeremy Gillespie hat sich später mit Effektspezialist Steven Kostanksi, der bei MANBORG Regie führte, an einem Solo- (bzw. Duo-)Projekt versucht und mit THE VOID an einer eher ernsthaft gruseligen und splatterigen Verbeugung vor Genre-Meistern wie John Carpenter und Lucio Fulci versucht. Der Film ist doof, aber unheimlich.

Was zu sagen bleibt…
Alles in allem ist FATHER’S DAY aber ein Film, den ich gerne weiterempfehle, auch wenn man einen Sinn für solcherlei Geschmacklosigkeiten mitbringen sollte. Man merkt nach MANBORG deutlich, dass die Jungs bemüht sind, sich weiterzuentwickeln, was dann auch in ihrem handwerklich bisher besten Film, THE EDITOR, münden sollte. In seiner ungeschnittenen Form ist FATHER’S DAY in Deutschland indiziert, sollte sogar auf Antrag der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt werden, was aber vom Gericht abgelehnt wurde. Um die für eine FSK 18 um rund 100 Sekunden an blutigen Szenen bereinigte Kaufhaus-Fassung sollte man folglich einen großen Bogen machen. Ich für meinen Teil hoffe, dass man in Zukunft noch weitere Werke der Truppe bewundern darf, gerne auch hierzulande offiziell freigegeben und ungeschnitten. Happy Father’s Day! Und trinkt nicht so viel!