Da ich heute zeitlich etwas knapp angebunden bin und auch der zweite Teil der Larry Cohen Retrospektive leider noch nicht fertig ist, gibt es etwas aus dem Archiv, das ich bisher noch nicht unterbringen konnte – quasi ein Fertiggericht. Angedacht war das kurze Double Feature eigentlich für das Forum von Evil-Ed, das aber inzwischen wieder, geschuldet mangelnden Interesses, eingestampft wurde. Über Edward Bernds hatte ich mich ja schon Anfang Dezember in dieser Rubrik ausgelassen, anlässlich seines Sci-Fi-Krimis Raumrakte X-7. Stand dort noch ein fehlgeleitetes Weib im Blickpunkt, geraten heute die Herren der Schöpfung in den Fokus von futuristischen sowie extraterrestrischen Mädels, die ihnen mal mehr und mal weniger skeptisch gegenüber stehen. Viel Spaß und einen schönen Sonntag!

Männer-Schweine im Weltall – Chauvis in Space:
Ein Edward Bernds Double Feature
Der Autor und Regisseur Edward Bernds begann seine Karriere in den 1920er-Jahren als Tontechniker beim Radio, bevor er nach Hollywood zum Film wechselte. Er gehörte zur Crew von Regisseur Frank Capra, als der in den 30er-Jahren seine beste Zeit in der Traumfabrik erlebte und zwischen 1934-38 dreimal den Regie-Oscar an sich nehmen konnte. Bernds selbst inszenierte zuerst Comedy Shorts, wurde für Clips mit THE THREE STOOGES bekannt. Danach arbeitete er an Verfilmungen der Comic Strip Reihe BLONDIE, die das Frauenbild seiner kommenden Filme (stark und selbstbewusst, aber alles andere als emanzipiert) nachhaltig prägen sollte. Einiges davon gibt es auf YouTube zu bestaunen, z.B. THE THREE STOOGES: DISORDER IN THE COURT (1936) und BLONDIE HITS THE JACKPOT (1949).
Er drehte in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre insgesamt vier Science-Fiction-Filme, wobei gerade die ersten beiden, die ich im Folgenden hier vorstelle, seinen Chauvinismus besonders gut zur Geltung bringen.

Sci-Fi-Chauvis #1: PLANET DES GRAUENS/WORLD WITHOUT END (USA, 1956)
Das erste Weltraum-Abenteuer von Mr. Bernds nimmt erstaunlicherweise Teile des Klassikers PLANET DER AFFEN/PLANET OF THE APES von 1968 vorweg, klaut auf dem gleichen Wege aber bei H.G. Wells DIE ZEITMASCHINE/THE TIME MACHINE:
Eine bemannte Mars-Mission gerät auf dem Rückweg zur Erde in eine Raum-Anomalie. Sie landen auf einem unbekannten Planeten, müssen jedoch feststellen, dass der ihnen gar nicht so unbekannt ist: es handelt sich um die post-apokalyptische Erde, die nach einem Atomkrieg nunmehr menschenleer scheint und von monströsen Mutanten bevölkert ist. Doch die Menschheit ist mitnichten ausgestorben, sondern hat ihren Lebensmitttelpunkt unter die Erde verlegt. Unsere Astronauten werden dort nett aufgenommen, auch wenn die Bewohner damit argwöhnen, dass sie bewaffnet sind, weil Gewalt ihnen zuwider ist. Die Männer sind zu ziemlichen Waschlappen verkommen, auch ihre Zeugungsfähigkeit ist eher mangelhaft, weswegen die Alpha-Männchen aus der Vergangenheit (u.a. ein junger Rod Steiger) großen Anklang bei der Damenwelt finden. Dass sie sich damit bei den Herren der Schöpfung, vor allem dem linkischen Mories, unbeliebt machen, steht außer Frage. Der ist eigentlich als nächstes Oberhaupt eingeplant und deswegen auch seiner Heirat mit Häuptlingstochter Garnet sicher, sieht seine Felle davon schwimmen, und so spinnt er eine Intrige, um die Neuankömmlinge in Misskredit zu bringen. Aber unsere Helden setzen natürlich alles daran, die Menschen wieder an die Oberfläche und damit an ihren angestammten Platz als Krone der Schöpfung zu führen.

Der Film ist gerade wegen seiner Weltanschauung, speziell auch des Geschlechterbildes, aber auch wegen diverser trashiger Einfälle, die Gummimonster und missgebildete Mutanten beinhalten, eine recht lustige Angelegenheit. Ein ernsthafter Science-Fiction-Film ist Bernds dabei sicherlich nie in den Sinn gekommen, zumal er sich als Filmemacher schon immer mehr der leichtfüßigen Unterhaltung verpflichtet sah. Wer den Feminismus mal für anderthalb Stunden in der Küche zum Kochen zurücklassen mag, hat hier eine gute Zeit. DVD und Blu-ray in guter Bild- und Tonqualität sind inzwischen für den schmalen Euro erhältlich, so man(n) die Augen offen behält.

OFDB 6.0/10 [31 Stimmen] / IMDb 5.9/10 [1603 Stimmen]

Sci-Fi-Chauvis #2: IN DEN KRALLEN DER VENUS/QUEEN OF OUTER SPACE (USA, 1958)
Captain Patterson macht sich mit seiner Raumschiff-Crew gerade auf den Heimweg von der ersten Weltraum-Station der Menschheit, da wird eben diese von einem Energiestrahl zerstört. Kurz darauf werden sie von einem Feld in den Weltraum gerissen und landen auf der Venus. Dort herrscht seit einiger Zeit ein Matriarchat unter der regiden Königin Yllana, die ihr wahres Gesicht hinter einer Maske verbirgt. Sie hat die kriegerische Männerherrschaft vor einiger Zeit gestürzt und sinnt nun darauf, die Erde in einem prophylaktischen Erstschlag zu vernichten. Die eigene männliche Bevölkerung hat man, soweit noch lebendig, auf einen der Monde verbannt, wo sie niederen Tätigkeiten, wie Ingenieurswesen, Philosophie und höherer Mathematik, nachgehen. Die männliche Raumschiff-Crew wird derweilen von den Venusianerinnen neugierig beäugt, aber auch unter scharfen Blick bewacht. Doch noch ist nicht aller Tage, denn Zsa Zsa Gabor alias Talleah (damals noch geradezu jugendliche 40 Jahre jung) plant eine Palastrevolution und unsere Alpha-Männchen dafür schon mal ein.

War PLANET DES GRAUENS noch ein leicht chauvinistisch angehauchter Trip in eine düstere Zukunft, haben wir es hier mit einer ausgewachsenen Männer-Fantasie zu tun. Ein Planet voller Frauen – Check! Unsere Helden sind die begehrten Hähne im Korb – Check! Eine entstellte Emanze, die es zu überwinden gilt – Check! Hätte Hugh Hefner mit dem Playboy in den 50ern nicht nur Science-Fiction-Bücher verlegt (u.a. Fahrenheit 451 von Ray Bradbury), sondern auch vergnügliche Filmchen produziert, wäre sicherlich so etwas wie IN DEN KRALLEN DER VENUS dabei herumgekommen. Wer seine Ansprüche weit runterschrauben kann und, wie auch im vorangegangenen Fall, ein Faible für Trash und 50s-Chauvinismus hat, der kann auch mit diesem Film kaum etwas verkehrt machen. Offiziell ist der Film von Anolis erschienen, und, mit Glück und entsprechend teuer, noch als kleine wie große Hartbox erhältlich. Wer aber ein Auge auf sein TV-Programm hat und PayTV sein eigen nennt, könnte ihn sogar im Programm von Kabel Eins Classics erhaschen.

OFDB 6.09/10 [35 Stimmen] / IMDb 4.6/10 [1651 Stimmen]
Trailer / Limitierte Hardbox von Anolis
Epilog: Als Chauvi lebt sich’s länger
Noch im selben Jahr, aber vor IN DEN KRALLEN DER VENUS, drehte Edward Bernds den etwas ernsteren Sci-Fi-Thriller RAUMRAKETE X-7/SPACEMASTER X-7, in dem eine Frau (natürlich) von ihrem Besuch bei ihrem Ex-Geliebten und Vater ihres Sohnes, einem Weltraumforscher, eine todbringende Mikrobe in die Welt trägt und vom FBI gesucht wird. Den Film hatte ich ja, wie schon oben bemerkt, hier bereits besprochen.
Bernds‘ letzter Sci-Fi-Film war dann das Sequel DIE RÜCKKEHR DER FLIEGE/RETURN OF THE FLY, der leider dem 1958 von Kurt Neumann gedrehten Klassiker DIE FLIEGE/THE FLY in keinster Weise zur Ehre gereicht. Edward Bernds drehte in den 60er-Jahren noch die Zeichentrick-Serie THE NEW THREE STOOGES und zog sich dann aus dem Filmgeschäft zurück. Er verstarb im Jahr 2000 im Alter von stolzen 94 Jahren.


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