Nach einer kreativen Pause in der letzten Woche setzen wir heute unseren Ausflug nach Indonesien mit Regisseur Arizal (SPECIAL SILENCERS, THE STABILIZER) fort. Und dieses Mal können wir dabei sogar Hollywood-Luft schnuppern, denn die Hauptrolle in seinem Action-Kracher STRIKE COMMANDO/FINAL SCORE (1986) übernahm Christopher Mitchum, der Sohn von Hollywood-Star Robert Mitchum, der in seinem Exil nach Spanien in Südostasien ein neues Zuhause fand. Aber dazu später mehr…
STRIKE COMMANDO/FINAL SCORE (1986)
Richard Brown ist ein hochdekorierter Vietnam-Veteran, der sich in Indonesien niedergelassen hat. Hier lebt er mit Ehefrau Florinda und Sohn Bobby und arbeitet als Berater für eine Rüstungsfirma. Während Richard auf einer Konferenz verweilt, trifft Florinda gerade die letzten Vorbereitungen zu Bobbys achten Geburtstag, da stürmen Söldner das Haus, schießen die Angestellten über den Haufen und fallen über Florinda her, die sie nacheinander vergewaltigen und danach ermorden. Richard startet darauf einen erbarmungslosen Rachefeldzug. Er stellt die Mörder und erfoltert sich Informationen über ihren Auftraggeber, der sich als sein böser Konkurrent Hawk herausstellt. Der hat eine ganze Privatarmee hinter sich versammelt, mit der er auch schonmal militärische Stellungen im Urwald einnimmt. Als Richard eher unbedacht in das Anwesen des Bösewichts eindringt, wird er gefangen und gefoltert. Doch Julia, Hawks Sekretärin, schlägt sich auf seine Seite, hat sie doch selbst noch ein Rechnung mit dem miesen Waffenschieber offen. Zusammen dünnen sie die Reihen seiner Helfer aus, bis es zum großen Showdown zwischen Richard und Hawk in einer Bergfestung kommt…
Ordentlich was los
Ein weiteres Mal servieren uns Regisseur Arizal und sein Stammschreiberling Deddy Armand einen generischen Reißer, dessen dünne Rache-Story keinerlei innovatives bietet, aber durch die zackige Inszenierung und einige eingestreute Garstigkeiten – es wird gefoltert, vergewaltigt, und Mitchum darf seine Gegner auf vielfältige Weise exekutieren – den anspruchslosen B-Action Fan frohlocken lassen. Heute bemüht Arizal auch augenscheinliches Stock Footage aus einem Kriegsfilm, wenn zu sehen ist, dass Hawks vermeintliche Söldner-Armee eine militärische Stellung im Dschungel niederrennt. Das Tempo wird im Laufe des Film auf jeden Fall dermaßen hoch geschraubt, dass, dank der abwechslungsreichen, und vor allem lebendig gestalteten – es gibt Zivilisten, Verkaufsstände etc. -, Action, einem gar nicht langweilig werden kann.
Chris Mitchum, Kumpel des Duke
Der Star Christopher Mitchum, dem schon dank seines Namens eine große Karriere bescheinigt wurde, hatte seinen Durchbruch im Filmgeschäft John Wayne zu verdanken. Der Duke hatte ihn in seinem Spätwestern CHISUM (1970) mit einer kleinen Rolle besetzt und darauf Howard Hawks vorgestellt. Der hat ihn anschließend in seinem letzten Film RIO LOBO (1970), dem abschließenden Teil in seiner Trilogie nach RIO BRAVO (1959) und EL DORADO (1966), eine größere Rolle gegeben. Danach spielte er auch in BIG JAKE (1971). Doch die Nähe zu Wayne, der nicht nur als harter Hund, sondern auch als erzkonservativer bis reaktionärer Hardliner galt, war Segen und Fluch zugleich; schon kurze Zeit später musste Mitchum feststellen, dass er in Hollywood nun als gebranntes Kind galt und für die meisten Studios nicht als tragbar.
Ins Exil, der Karriere wegen
In Hollywood verschmäht, wurde er in Europa mit offenen Armen empfangen; ein klangvoller Name wie Mitchum war hier immer willkommen. Der junge Schauspieler ging nach Spanien, wo er seine Karriere als Actionheld mit Filmen wie SUMMERTIME KILLER (1972) und DER CLAN DER KILLER (1973) begründete. Er unternahm danach noch einmal einen Anlauf in den Staaten, doch die Kurve nach einer kleinen Rolle in DER LETZTE DER HARTEN MÄNNER (1976) von Andrew V. McLaglen zeigte mit Filmen wie dem PS-Abenteuer STINGRAY (1978) und Sci-Fi Trash wie INVASION AUS DEM WELTALL (1979) oder THE EXECUTIONER – ICH, DER VOLLSTRECKER (1984) stetig nach unten. Ambitionierte Projekte wie Alejandro Jodorowskis TUSK (1980) flogen zumeist unter dem Radar der Presse.
Pendeln zwischen den Kontinenten
In Südostasien, wo er zwischenzeitlich auch schon einmal gearbeitet hatte, erfreute sich sein Name allerdings großer Beliebtheit, und so drehte er die 80er über einige dort sehr populäre Action-Filme; mit Arizal arbeitete er in AMERICAN HUNTER (1989) sogar ein zweites Mal zusammen. Zwischenzeitlich war er auch immer mal wieder in Europa, drehte FACELESS (1987) mit Jess Franco und spielte sogar die Hauptrolle in der deutschen Komödie GUMMIBÄRCHEN KÜSST MAN NICHT (1989), für die auch amerikanische Kollegen wie John Hillerman und Ernest Borgenine auf Gran Canaria vor der Kamera standen.
Karriere-Ausklang und politische Ambitionen
In den 90er-Jahren verlagerte Mitchum sein Schaffen wieder in die Vereinigten Staaten, wo er einige schlechte Filme drehte und sich als Autor versuchte. Ende des Jahrzehnts kandidierte der Republikaner erfolgos für das kalifornische Unterhaus, in den 2010ern auch zweimal für das Repräsentantenhaus. Seit 1978 ist er ein Mitglied der Academy for Motion Picture Arts and Sciences und war lange als Gewerkschafter in der Screen Actors Guild aktiv.
Mike Abbott – Der Schnauzer des Bösen
Aber genug von Mr. Mitchum und weiter im Text mit dem heutigen Film. Als Kontrahent von Sunnyboy Chris agiert Mike Abbott. Der berüchtigte Schnauzbartträger aus England gründete auf STRIKE COMMANDO/FINAL SCORE seine Filmkarriere, die vor allem etliche billige Hongkong-Produktionen umfasst. Er war ein Regular unter dem Regisseur Godfrey Ho, der für seine Cut’n’Paste-Filme (er kaufte billige Filme ein, die er mit einigem selbst gedrehten Material, gerne mit Ninjas, und einer neuen Synchronisierung als neue Filme wieder verkaufte) eine gewisse Berühmtheit unter Trashfans erlangte. Die bekanntesten Titel seiner Filmographie sind CITY WOLF II – ABRECHNUNG AUF RATEN (1987) von John Woo, wo er allerdings nur einige Sekunden zu sehen ist, sowie CITY HUNTER (1993) mit Jackie Chan. Aber böse gucken kann er ziemlich gut.
Fazit
In Deutschland erschien STRIKE COMMANDO/FINAL SCORE nur als eine um satte 12 Minuten an blutiger Action und Fiesheiten bereinigte Videofassung von New Vision, die trotzdem von 1990 bis 2015 auf dem Index verweilte. Ungeschnitten ist er u.a. aus den Niederlanden auf VHS oder DVD erhältlich, hier aber natürlich im O-Ton, also in Englisch. Der unterhaltsame Kracher ist allgemein nicht sehr bekannt, kommt in der OFDB bei 15 Stimmen auf stattliche 6,87/10 und in der IMDb auf noch bessere 7,1/10 bei 123 Stimmen. Der Streifen ist zwar kein vergessener Action-Klassiker, jedoch eine wirklich spaßige Angelegenheit und bietet durchaus stimmige Unterhaltung für den geneigten B-Action Fan.
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