Die 5 besten Filme der 70er

Gorana macht auf ergothek auf Listen, die fünf besten Filme aus einem Jahrzehnt, heute 1971-80.
Ich mag Listen, und deswegen schließe ich mich da mal an. Filmschrott ist übrigens auch dabei, wegen ihm bin ich darauf gestoßen

Ich liebe die 70er-Jahre, eine tolle Zeit, ich wurde da geboren. Aber vor allem ein gutes Jahrzehnt für Filme, die dem Horn gefallen. Es war die Zeit der großen Gangster-Epen eines Francis Ford Coppola, der starken Hand von Clint Eastwood und seiner zahllosen Epigonen im italienischen B-Kino, wo sich Regisseure wie Fernando Di Leo, Umberto Lenzi und eine Etage höher Damiano Damiani hervorgetan haben. Es war die Zeit des Paranoia-Kinos, die Zeit von Watergate. Das italienische Horrorkino feierte in Dario Argento seinen neuen Helden, über dem großen Teich erschufen Wes Craven, Tobe Hooper und George Romero Alpträume, die im Alltag oder im Hinterland lauerten, und als ob das nicht genug wäre, schlug die Natur, gebeutelt durch die Einflussnahme des Menschen, unerbittlich zurück, sogar die eigene Nachkommenschaft rückte den unschuldigen Müttern auf den Leib, Larry Cohen sei dank. Von allen Orten der Welt hatte es mir in diesem Kinojahrzehnt der Big Apple angetan, hier warteten schwarze Drogendealer, amoklaufende Taxifahrer, mit Drillbohrer hantierende Maler und ein riesiger Affe erklimmt das Empire State Building. Es verstecken sich hier Nazis, gejagte Agenten, eine Gang schleicht sich in der Nacht durch die übelsten Ecken der Stadt und ein Cop namens Popeye jagt europäische Gangster.
Eigentlich ist es unmöglich für mich, nur 5 Lieblingsfilme aus diesen so ergiebigen 10 Jahren herauszupicken. Das folgend ist somit keine definitive Top 5, die ich zwar zusammen bekommen könnte, wahrscheinlich sogar recht genau auf den Punkt, aber das wäre den ganzen anderen Filmen, die ich so liebe, gegenüber gerecht. Also stehen diese 5 folgenden Filme stellvertretend für viele weitere, die genauso gut dort stehen könnten, um den selben Zweck zu erfüllen.

Die 5 besten Filme der 70er:

1. MILANO KALIBER 9 (1972): Der Film von Fernando Di Leo ist wie ein Schuss aus einer Pistole, wobei der Zuschauer die Kugel wie einen wildgewordenen Stier reitet. Gangster Mario Adorf versucht den frisch aus dem Knast entlassenen Gastone Moschine ein Geständnis zu entlocken; ein Duell auf Augenhöhe, und Adorf bewundert seinen hartgesottenen Gegner. Es ist einer dieser Filme, bei dem man den Antihelden, hier der großartige Moschine, für seine Standhaftigkeit bewundert, obwohl oder vielleicht auch weil man weiß, dass sie ihn in den Untergang führen wird.

2. DER WILDESTE VON ALLEN (1974): Vielleicht war nie ein deutscher Titel für einen asiatischen Film passender; Sonny Chiba war der wildeste von allen, eine Wildsau unter den kleinen Ferkeln von Gangstern, die ihr Unwesen treiben, um irgendwann von ihm Besuch zu bekommen, weil sie einfach zu viel in die Gegend geschissen haben, dort wo andere fressen. Chiba geht auch mal in den Knast, bis in den Todestrakt, um einen Todgeweihten seiner Bestimmung zuzuführen, bevor es der Henker kann. Er ist der Prototyp des unbesiegbaren Chauvis, wie ihn später Leute wie Chuck Norris und mehr noch Steven Seagal kopieren sollten, allerdings nicht ganz so sexistisch. Aber es waren die 70er, da gehörte das zum guten Ton.

3. NETWORK (1976): Der alternde Anchorman Peter Finch schreit vom Äther in die Welt, dass er sich in seiner letzten Show erschießen wird, und die Einschaltquoten schnellen nach oben. Sidney Lumets bitter-böse Mediensatire ist im Zeitalter der You Tube Selbstdarsteller aktueller denn je. Heutzutage ist auch jedes Mittel recht, um Clicks und Likes zu generieren; scheinbar unbedacht geäußerter Antisemitismus, bis über den Rand der Erträglichkeit herausgekotzter Ultra-Feminismus, krude Verschwörungstheorien um eine flache, eine hohle Welt und alles kontrollierende Echsenmenschen. Da wirkt eine kleine Selbstmorddrohung, die das System zum Glühen und gleichzeitig fast zum Absturz bringt, nahezu niedlich, pussyhaft.

4. THE DRILLER KILLER (1978): Ganz bestimmt nicht der originellste, der klügste, der beste New-York-Film, aber einer der lautesten. Abel Ferraras Slasher ist eine verkappte Tragödie um bedingslose Liebe, der Entwurzelung bis zur Selbstaufgabe und dem Lärm des eigenen inneren Schreis. Ein erfolgloser Maler ergeht sich in Mordfantasien, die ihn zwar Befriedigung bringen, seine inneren Schreie aber verstummen lassen und sein Herz mit Leere ausfüllen. Nur Orgasmus, kein Sex. Die Depression ist vorprogrammiert, da der schöpferische Akt ausbleibt. Maler Reno wird zu seinem eigenen Alptraum, der besonders perfide ist, da er jedwede Angst vor diesem Alptraum verliert. Ein düsterer Film, ein niederschmetternder, ein Film, der weh tut… und der deswegen voller Liebe ist; für die Kunst, für die Musik und für die Liebe selbst. Und für die Stadt, die niemals schläft.

5. DAS LEBEN DES BRYAN (1979): Man kann nicht immer nur ernst sein, nicht immer fragend in die Finsternis blicken und darauf warten, dass die Welt untergeht oder zumindest sein eigenes Leben sich in einen Scherbenhaufen verwandelt. Manchmal muss man auch zum Himmel schauen, bis man Gott erblickt und einfach mal herzlich über dieses alte Spaghetti-Monster lachen. Monty Python war noch nie irgendetwas heilig, und sie erschufen in den 70er-Jahren einige der ausgelassensten, irrsinnigsten und damit lustigsten Sketche, bei denen ich mir beinahe in die Hosen gepisst habe. Wer einmal herzlich lachen und sich wie ein Idiot fühlen will, ohne wie einer auszusehen, der ist hier richtig.

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